Wenn Einsätze der Feuerwehren die Bewältigung von atomaren (A), biologischen (B) oder chemischen (C) Gefahren erfordern, sind speziell ausgebildete Experten gefragt. So genannte „ABC-Lehrgänge“ bereiten die Einsatzkräfte gezielt auf den Umgang mit diesen besonderen Gefahren vor. Erstmals führte der Landkreis Oberspreewald-Lausitz in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit den Leitern der kreislichen Gefahrstoffeinheit und weiteren Partnern einen solchen Lehrgang in Eigenregie durch.
Der umfangreiche Lehrgang fand im November an zehn Tagen auf dem Gelände des Feuerwehr- und Katastrophenschutz Technischen Zentrums des Landkreises Oberspreewald-Lausitz in Großräschen sowie an weiteren Lehrgangsorten innerhalb und außerhalb des Kreisgebietes statt.
19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Feuerwehren des Landkreises, davon 17 Männer und 2 Frauen, absolvierten die zehntägige Intensivausbildung mit einer anspruchsvollen 70-stündigen theoretischen und praktischen Ausbildung. Ziel des Lehrgangs war es, die Feuerwehrleute auf mögliche Einsätze mit ABC-Gefahren vorzubereiten, sie in den entsprechenden Maßnahmen zu schulen und sie mit der sicheren Handhabung der Spezialausrüstung einschließlich der Schutzkleidung vertraut zu machen. Die Inhalte des Lehrgangs ergaben sich aus der Feuerwehr-Dienstvorschrift 2 „Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehren“. Auf dem Stundenplan standen sowohl theoretische Inhalte, wie das Erkennen von Gefahren und die Wirkung von Stoffen, als auch praktische Übungen, wie das Dekontaminieren von Personen und Geräten oder das Anlegen von Schutzkleidung.
Besonderer Wert wurde auf einen starken Praxisbezug gelegt. Teile der Ausbildung fanden daher in Kooperation mit Unternehmen der Region und anderen Institutionen statt. So dienten neben dem FKTZ selbst auch das Betriebsgelände der EEW Energy from Waste GmbH in Großräschen sowie der Entsorgungszentrum GmbH Lauchhammer als Schulungsorte. Hier wurde der Umgang mit chemischen Gefahren geübt, u.a. unter Einsatz des „Abrollbehälter Gefahrstofftraining“ der Berufsfeuerwehr Cottbus. Die Landesfeuerwehrschule Sachsen in Nardt bildete für Übungen zum praktischen Umgang mit atomaren Gefahren einen weiteren Ausbildungsort.
Nachdem der umfangreiche Lehrgang „ABC-Einsatz 1“ bisher immer durch die Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt abgedeckt werden konnte, wurde er aufgrund einer organisatorischen Umstrukturierung erstmals in der Zuständigkeit des Landkreises Oberspreewald-Lausitz durchgeführt. Die zur Verfügung stehenden Plätze wurden durch das zuständige Sachgebiet Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz, Zivilschutz des Landkreises in Abstimmung mit den Feuerwehren des Landkreises vergeben. Aufgrund der frühzeitigen Planungen und Absprachen im Vorfeld war es möglich, einen zweiwöchigen Vollzeitlehrgang auf die Beine zu stellen. Die Konzeption sowie die Lehrgangsleitung übernahm die Führungsspitze der Gefahrstoffeinheit des Landkreises, bestehend aus dem Leiter René Hadlich von der Freiwilligen Feuerwehr Lauchhammer und dem stellvertretenden Leiter Marcel Schneider von der Freiwilligen Feuerwehr Hohenbocka, die auch bei der Berufsfeuerwehr Dresden tätig sind. Beide vermittelten den anspruchsvollen Lehrstoff, führten mit hoher fachlicher Kompetenz durch die praktischen Übungen und nahmen die Prüfungen ab. Unterstützt wurden sie von weiteren Ausbildern aus dem gesamten Landkreis. Fred-Hagen Karzenburg aus der Freiwilligen Feuerwehr Calau, ebenfalls stellvertretender Leiter der Gefahrstoffeinheit, begleitete den Lehrgang zu einer Exkursion ins Chemielabor in den SeeCampus Schwarzheide und stand mit seiner Expertise als Chemielehrer den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Seite.
Am Ende des Lehrgangs hatten die Teilnehmenden allen Grund zur Freude: Alle 19 Frauen und Männer bestanden die Prüfung, die aus einem 45-minütigen schriftlichen Theorieteil und einer praktischen Übung bestand. Auch die Ausbilder zeigten sich zufrieden: „Die Kameradinnen und Kameraden waren durchweg engagiert und wissbegierig bei der Sache. Sie können nun als Geräteträger mit Chemikalienschutzanzügen als höchste Form der Körperschutzkleidung in den Einsatz gehen und stehen ab sofort zur Verstärkung der Gefahrstoffeinheit des Landkreises zur Verfügung. Ein großer Vorteil der Ausbildung hier vor Ort war, dass wir die Einsatzkräfte an unserem eigenen Material und der Technik der Gefahrstoffeinheit des Landkreises ausbilden und so optimal auf den Einsatz vorbereiten konnten“, ordneten René Hadlich und Marcel Schneider das Ergebnis des Lehrgangs ein.
Martin Höntsch, zuständiger Leiter für das Straßenverkehrs- und Ordnungsamt im Landkreis, zu dem auch das Sachgebiet Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz, Zivilschutz gehört: „Wir gratulieren allen Kameradinnen und Kameraden zur bestandenen Prüfung. Der Lehrgang war in dieser Form nur durch die Mitwirkung der kompetenten Kreisausbilder sowie der Gastdozenten und Firmen, bei denen wir Teile der praktischen Ausbildung durchführen durften, möglich. Ein besonderer Dank gilt unserem Sachgebietsteam und insbesondere Lukas Greve als Sachbearbeiter für den abwehrenden Brandschutz, der viel Zeit und Mühe in die Organisation investiert hat. Für den professionellen Rahmen möchten wir uns bei allen Beteiligten recht herzlich bedanken“.
Die Gefahrstoffeinheit des Landkreises
Zur Bewältigung von ABC-Einsatzlagen im Rahmen des Katastrophenschutzes hat jeder Landkreis nach der Katastrophenschutzverordnung u.a. so genannte Gefahrstoffeinheiten aufzustellen und zu unterhalten. Diese kommen bei größeren Gefahrstofflagen durch radioaktive, biologische und chemische Stoffe und Materialien innerhalb des Landkreises sowie landkreisübergreifend zum Einsatz. Die Mitglieder übernehmen die Menschenrettung und technische Hilfeleistung, messen und weisen Gefahrstoffe nach, verhindern die Ausbreitung von Stoffen, übernehmen die Dekontamination von Personen und unterstützen bei der Bekämpfung von Ölschadenslagen. Die Gefahrstoffeinheit des Landkreises OSL umfasst derzeit 13 Einsatzfahrzeuge mit einer Personalstärke von ca. 90 Kameradinnen und Kameraden. Zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit dieser Gefahrstoffeinheit werden die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren regelmäßig in diesem speziellen Bereich der Gefahrenabwehr aus- und fortgebildet.
Mehr Informationen zum Thema gibt es unter www.osl-online.de/katastrophenschutz