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Barrieren checken in Lübbenau und Senftenberg – Wie barrierefrei sind Altstadt und Stadthafen?

Barrierenchecker*innen-Tour am 12.10.2022 am Stadthafen Senftenberg. (Bilder: LK OSL / Nora Bielitz) (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Barrierenchecker*innen-Tour am 12.10.2022 am Stadthafen Senftenberg. (Bilder: LK OSL / Nora Bielitz)

Die Barrieren-Checker*innen-Touren in Lübbenau und Senftenberg machten deutlich, dass sich schon vieles verbessert hat, aber auch welche Gegebenheiten Menschen mit Behinderungen im Alltag immer noch besonders einschränken. Die Ansichten verschiedener Positionen wurden bei den Vor-Ort-Begehungen ausgetauscht, Fragen gestellt und Antworten gefunden, sodass Erkenntnisse und Verständnis zu Lösungen führen können.

 

Es gibt viele verschieden Formen von Behinderungen und so sind auch die Bedürfnisse beim Thema Barrierefreiheit sehr unterschiedlich. Blindenleitsystem, Orientierungspunkte, Bordsteinabsenkungen, Straßen- und Wegbeschaffenheit, Parkplätze, Toiletten, Öffnungszeiten, Straßenschilder, Straßennamen und vieles mehr wird von vielen Bürgerinnen und Bürgern nur am Rande wahrgenommen. Doch für Menschen mit Behinderung ist die Art und Weise, in der diese Sachen ausgestaltet sind, entscheidend dafür, wie und ob Sie sich in der Öffentlichkeit zurechtfinden und selbstständig am öffentlichen Leben teilhaben können.

 

Ausgestattet mit den Materialien der „Aktion Mensch“ und inspiriert durch das diesjährige Motto für den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“ werden im Rahmen der Barrierenchecker*innen-Touren bestimmte Bereiche in einer Stadt auf ihre barrierefreie Ausgestaltung hin überprüft. Organisiert werden diese Touren von der Behindertenbeauftragten des Landkreises, Frau Johanna Fischer. Ziel der Barrierenchecker*innen-Tour ist es, bei den Vor-Ort-Terminen gemeinsam mit Menschen mit Behinderung und örtlichen Ansprechpersonen die Gegebenheiten an spezifischen Knotenpunkten in einer Stadt zu überprüfen. Für die Teilnehmenden sind dabei stets kleinere und größere Aha-Momente dabei.

 

Zwei dieser Touren fanden kürzlich in der Lübbenauer Altstadt und am Stadthafen in Senftenberg statt. In Lübbenau ging es am 07.09. vom Rathaus zum Großen Hafen. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt Lübbenau, des Tourismusverbandes, der AWO Beratungsstelle für Menschen mit Hörbehinderung, Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, der AG Behindertenhilfe und des Behindertenbeirates aus Senftenberg, einer Touristenführerin, die Touren für Menschen mit Hörbehinderung durchführt, und aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz wurden diverse Baustellen aufgezeigt, aber auch positives hervorgehoben. So ist es Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung auf dem Rathausplatz nicht möglich ohne fremde Hilfe den Hafen zu finden. Hier fehlen Orientierungspunkte. An zahlreichen Stellen erschweren Kopfsteinpflaster und Bordsteinkanten das Vorankommen, vor allem für Menschen im Rollstuhl. Positiv zeigte sich das Vorhandensein einer barrierefreien Toilette am Hafen und dass auch für Rollstuhlnutzer Kahnfahrten ermöglicht werden können.

 

Barrierenchecker*innen-Tour am 07.09.2022 in der Altstadt und am Großen Hafen in Lübbenau. (Bild: LK OSL / Ramona Metag)Barrierenchecker*innen-Tour am 07.09.2022 in der Altstadt und am Großen Hafen in Lübbenau. (Bild: LK OSL / Ramona Metag)Barrierenchecker*innen-Tour am 07.09.2022 in der Altstadt und am Großen Hafen in Lübbenau. (Bild: Stadtverwaltung Lübbenau / Peter Brandt)Bilder: Barrierenchecker*innen-Tour am 07.09.2022 in der Altstadt und am Großen Hafen in Lübbenau. (Bild 3: Stadtverwaltung Lübbenau / Peter Brandt); (Bild 1 und 2: LK OSL / Ramona Metag)

 

In Senftenberg fand am 12.10. eine Barrierenchecker*innen-Tour am Stadthafen statt. Auch hier waren Vertreter des Blinden- und Sehbehindertenverbandes und des Behindertenbeirates aus Senftenberg, der Tourismusverbände, des Zweckverbandes, der Stadt und des Landkreises dabei. Gemeinsam wurde am Steindamm gestartet. Der Weg führte bis zum Hafen und an der Promenade entlang. Positiv zeigte sich das Vorhandensein eines Blindenleitsystems, welches jedoch im näheren Hafenumfeld nur lückenhaft vorhanden ist bzw. an der Promenade gar nicht vorhanden ist. Im Rahmen von Festen oder anderen Anlässen sind die Blindenleitsysteme auf dem Boden auch zeitweise von Imbissbuden, Tischen oder ähnlichem verdeckt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende Beschriftung am Geländer, ohne die Menschen mit einer Sehbehinderung nicht erkennen können, dass sie sich nach unten in Richtung Hafen und aufwärts in Richtung Stadt bewegen. Die zwei unmittelbar neben den Treppen befindlichen Rampen konnten positiv hervorgehoben werden, weil sie den DIN-Anforderungen entsprechen. Insgesamt zeigte sich, dass es für Menschen mit Gehbehinderung kaum Einschränkungen gibt, während vor allem auf der Promenade Orientierungspunkte und Leitsysteme für seheingeschränkte Menschen fehlen.

 

Barrierenchecker*innen-Tour am 12.10.2022 am Stadthafen Senftenberg. (Bilder: LK OSL / Nora Bielitz)Barrierenchecker*innen-Tour am 12.10.2022 am Stadthafen Senftenberg. (Bilder: LK OSL / Nora Bielitz)Barrierenchecker*innen-Tour am 12.10.2022 am Stadthafen Senftenberg. (Bilder: LK OSL / Nora Bielitz)Bilder: Barrierenchecker*innen-Tour am 12.10.2022 am Stadthafen Senftenberg. (Bilder: LK OSL / Nora Bielitz)

 

Mit den Eindrücken und dem Austausch im Rahmen der beiden Touren können die Beteiligten nun Lösungsvorschläge erarbeiten und so in der Abwägung aller Interessen und Bedürfnisse der Menschen, die die entsprechenden Bereiche nutzen, eine optimale Ausgestaltung finden. Das, was schon als gut bewertet wurde, kann Vorbild für neue Projekte sein. Unterstützung erhalten Privatpersonen, Städte, Kommunen und Unternehmen bei Fragen und Problemen rund um das Thema barrierefreies Bauen von der Behindertenbeauftragten des Landkreises, Johanna Fischer. Auch die Mitglieder der AG Behindertenhilfe, des Blinden- und Sehbehindertenverbandes und des Behindertenbeirates unterstützen stets bei diesen Prozessen. Die Mischung aus Theorie und Praxis und die Sicht von Menschen mit und Menschen ohne Behinderung ermöglichen durch das barrierefreie Bauen ein gleichberechtigtes Miteinander in der Gesellschaft. Aus diesem Grund ist der Austausch sehr wichtig, der mit den Barrierenchecker*innen-Touren ermöglicht wird. Wir werden verfolgen, welche Anregungen verfestigt und welche Ideen und Lösungen gefunden und umgesetzt werden.
 

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