Waffen- und Munitionsfund im Museum Schloss und Festung Senftenberg
Am Dienstag, 26.04.2022, gab es im Zuge von Sondierungsgrabungen in der südlichen Wallanlage im Schloss Senftenberg einen Waffen- und Munitionsfund. Archäologen waren mit den Grabungsarbeiten beauftragt worden, um die Grundmauern eines ehemals dort befindlichen Gebäudes festzustellen. Ein bevorstehender Neubau zur Erweiterung der musealen Ausstellungsfläche hatte die Arbeiten erfordert, da dieser denkmalschutzrechtlich ausschließlich in den Abmaßen des ehemaligen Gebäudes entstehen darf.
Nach dem Fund einer Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten eingestellt und der Kampfmittelbeseitigungsdienst informiert. Dieser war am Dienstag mit 3 Fachkräften vor Ort und konnte diverse Waffen und Munition bergen. Neben dem typischen Kriegsgerät des Zweiten Weltkrieges waren auch Waffen aus dem Ersten Weltkrieg und vor 1900 unter den Funden. Neben Schusswaffen konnte der KMBD auch historische Dolche und Säbel bergen. Am Mittwoch brachten die Arbeiten noch einmal etwa 100 Gewehre, teils wieder vor 1900 datiert, zum Vorschein. Aufgrund der Fülle und Art der Ablagestelle gehen die Historiker davon aus, dass das Kriegsgerät schnell entsorgt und nicht zur weiteren Verwendung versteckt wurde.
Das Schloss Senftenberg diente während des Zweiten Weltkrieges als Militärunterkunft. Vermutlich handelte es sich um die ehemalige Flakzentrale aus Ruhland, die nach Senftenberg verlegt wurde. Das Schloss, welches zum Ende des Krieges nur noch durch einzelne Kämpfer der Hitlerjugend und des Volksturms besetzt war, wurde kampflos der sowjetischen Armee übergeben. Ob sich die deutschen Kämpfer aus Angst vor Sanktionen der Waffen entledigten oder die rote Armee diese entsorgte, kann noch nicht abschließend beantwortet werden.
Neben den militärischen Funden waren auch einige weiteren Schätze im Boden verborgen. So konnten die Archäologen neben Keramiken, Töpfen, Uniformteilen und einem Steigbügel auch einen kunstvollen, dreiarmigen Kronenleuchter bergen. Die zivilen Stücke wurden dem musealen Depot des Landkreises Oberspreewald-Lausitz übergeben. Alle Fundstücke, welche der Kampfmittelverordnung unterliegen, wurden durch den KMBD in Verwahrung genommen und abtransportiert. Die Sicherung der Baugrube erfolgt durch einen externen Wachdienst.
Die Grabungsarbeiten durch den KMBD werden in den nächsten Tagen noch einmal fortgesetzt. Erst nach Freigabe durch den KMBD können die archäologischen Arbeiten für die Voruntersuchung weiter durchgeführt und beendet werden. Aufgrund der Waffenfunde ist bei der weiteren Sondierung und Sicherung besondere Vorsicht geboten. Die Sondierungsarbeiten wurden zunächst für die Dauer von 2 Wochen gestoppt. Ob es zu Verzögerungen in der Realisierung des musealen Neubaus kommen wird, ist noch offen.
Der Fund ist unerwartet und überraschend groß. Die Spekulationen zur Herkunft des Fundes und seiner ursprünglichen Bestimmung sind nun vielfältig. Auch in verschiedenen Medien wurde bereits dazu berichtet, wobei die Darstellung der Ereignisse und die Einordnung des Fundes nicht immer sachgemäß erfolgte.
Das Museum Schloss und Festung Senftenberg ist trotz der Grabungsarbeiten für Besucher geöffnet. Besucher werden gebeten, die Absperrungen weitläufig zu umgehen. Für die Eröffnung der neuen Sonderausstellung „Es gab ja nüscht…“ – Shopping in der DDR am 07. Mai 2022 werden keinerlei Verzögerung erwartet.
Ergänzende Information – Verhalten beim Auffinden von Schusswaffen oder Munition (Quelle: https://polizei.brandenburg.de/seite/richtiges-verhalten-bei-fundmunition/59768)
Beim Fund von Munition besteht weiterhin ein sehr hohes Risiko verletzt, geschädigt oder sogar getötet zu werden. Bitte beachten Sie deshalb folgende Hinweise für das Verhalten beim Auffinden von Kampfmitteln:
- Alle Kampfmittel sind lebensgefährlich!
- Von Kampfmitteln können Explosionsgefahr, Vergiftungs- und gesundheitsschädigende Gefährdungen, Brandgefahr und umweltschädigende Gefahren ausgehen!
- Je länger die Kampfmittel in der Erde liegen, desto gefährlicher werden sie!
- Die Größe und Form der Kampfmittel sagt nichts über die Gefahr aus!
- Oft sind Kampfmittel schwer erkennbar, also Vorsicht bei Verdacht!
Wichtige Hinweise:
Bei Auffinden von Kampfmitteln - nicht berühren und an der Fundstelle belassen! Kampfmittel sind äußerst empfindlich gegen Berührung, Erschütterung oder einer Veränderung in ihrer Lage!
Bei allen Kampfmittelfunden ist unverzüglich die nächste Ordnungsbehörde bzw. Polizeidienststelle zu benachrichtigen!
Foto: Grabungsfunde im Museum Schloss und Festung Senftenberg - der KMBD bei der Sicherung der Funde. (Fotos: OSL \ Helga Schüler)