Über das Potential ausländischer Fachkräfte...

... diskutierte der Regionalausschuss Oberspreewald-Lausitz am vergangenen Donnerstag mit Unternehmerinnen und Unternehmern sowie weiteren Interessierten in der IHK-Geschäftsstelle in Senftenberg. Das Ergebnis: Alle der rund 20 Teilnehmer gingen am Abend mit neuen Erkenntnissen und gewonnenem Praxiswissen nach Hause.

 

Erleichterter Arbeitsmarktzugang

Ohne in die Tiefe des durchaus vielfältigen und sich stets ändernden Ausländerrechts einzusteigen, verdeutlichten Michael Laurisch und Kathrin Tupay zu Beginn des Abends, dass Zuwanderung und Integration schon seit Jahren gelebte Wirklichkeit im Landkreis Oberspreewald-Lausitz sind. Laut dem Leiter der Ausländerbehörde sowie der Integrationsbeauftragten im hiesigen Landkreis wären beispielsweise Landwirtschaft im Spreewald ohne ausländische Saisonkräfte und die Gesundheitsbranche ohne Fachkräfte aus dem Ausland kaum mehr vorstellbar.

 

Dabei leben lediglich rund 2.200 Ausländer in OSL. Die meisten von Ihnen stammen aus Polen, Russland, der Türkei und Vietnam. Zu den nicht einmal 2 Prozent der ausländischen Einwohner im Landkreis zählen auch rund 400 Asylbewerber, die in jüngster Vergangenheit vor allem aus den Kriegsregionen wie Syrien, dem Irak und vom Afrikanischen Kontinent Zuflucht gefunden haben. Gleich ist Ihnen allen, dass deren Qualifikation in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und genau hierin auch eine Chance für einen dauerhaften Aufenthalt besteht. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Ausbildung oder gar Beschäftigung ausländischer Fachkräfte haben sich insbesondere seit dem 1. Januar diesen Jahres deutlich verbessert“, so Herr Laurisch zu den Unternehmern. „Der Großteil der Zuwanderer will sich integrieren und sich auch selbst eine Perspektive schaffen“, ergänzt Frau Tupay. „Gerade in den sogenannten Mangelberufen gibt es für beide Seiten, Zuwanderer wie auch Unternehmen, Potenziale, die es auszuschöpfen gilt“ werben beide für eine aktivere Rolle der Unternehmen, z. B. indem sie verstärkt den Zuwanderern durch Praktika eine erste Chance einräumen. Wer Fragen zu möglichen Sprachkursen und arbeitsrechtlichen Aspekten hat, der kann sich vertrauensvoll an beide wenden, so das erste wertvolle Angebot an diesem Abend.   

 

Kostenfreie Erstberatung zur Anerkennung von Berufsabschlüssen

Wie Unternehmen noch unterstützt werden können, um vom Potential ausländischer Fachkräfte zu profitieren, erläuterte anschließend Christine Krause aus dem Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung der IHK Cottbus. „Im April 2012 wurde die IHK FOSA gegründet. Kern ihrer Aufgabe es ist, ausländische Qualifikationen nach dem Berufsqualifizierungsfeststellungsgesetz anzuerkennen“ so Frau Krause näher beschreibend. Laut offizieller Statistik sind seit Anbeginn bereits mehr als 7.500 solcher Anträge bei der IHK FOSA eingegangen, über 3.000 allein im Jahr 2014. „Aus Brandenburg stammen seit 2012 lediglich rund 40. Die Anfragen von Betrieben aus unserer Region sind demnach noch verschwindend gering“, appellierte auch sie an die Unternehmen, die Chancen der Zuwanderung stärker zu nutzen und Unterstützungsmöglichkeiten auszuprobieren.

 

Das 17. Bundesland ist das Ausland

Mit dieser These offerierten Dr. Nina Wolfeil und Michael Radke vom Akademischen Auslandsamt der BTU Cottbus-Senftenberg im dritten Teil der Veranstaltung den Unternehmen, welche Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten bei ausländischen Studierenden grundsätzlich bestehen. Von den rund 9.000 angehenden Akademikern der Universität stammen über 1.700 aus dem Ausland. Bezüglich der Nationalitäten rangieren vor allem China, Polen, Russland und Indien auf den ersten Plätzen. „Gut 20 % unserer Studierenden kommen zum Großteil mit hervorragender Ausbildung aus dem Ausland zu uns und absolvieren vor allem technische Studiengänge wie Umweltingenieurwesen und Elektrotechnik. Sie bieten ein großes Potential zur Fachkräftesicherung und wollen auch überwiegend in Deutschland, ja sogar in Brandenburg bleiben“, so die Leiterin des Auslandsamtes weiter. Unterstützt werden sie dabei durch Projekte wie den „Berufskompass“ und „[k]new.ing“ als Brückenqualifikation für Akademiker.  

 

Veranstaltungsziel erreicht

Zufrieden mit der Resonanz an diesem Abend zeigte sich dann auch Dan Hoffmann, Geschäftsstellenleiter der IHK Cottbus in Senftenberg. "Am heutigen Abend sind den Unternehmen Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt worden, die teilweise bereits recht erfolgreich funktionieren. Dennoch unterstreicht die einhellige Meinung der Unternehmerschaft die Notwendigkeit, dass die Politik verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für Betriebe schaffen muss, damit diese die Potentiale ausländischer Fachkräfte auch nutzen können. Geförderte Sprachkurse und auch die Aussicht auf eine positive Zukunft, beispielsweise dass Azubis Ihre begonnene Ausbildung auch beenden können, sind Schlüssel für eine erfolgreiche Integration“, so Dan Hoffmann weiter.

Zustimmung hierzu erhielt er auch vom Regionalausschussvorsitzenden Bernd H. Williams-Boock. „Ich bin berührt und erfreut, dass es uns heute Abend gelungen ist, dem Anspruch dieser Veranstaltung – auf Fakten heruntergebrochen eine sachliche Diskussion über Potentiale der Zuwanderung zu führen – gerecht geworden zu sein. Das Bild von Zuwanderern bzw. Asylbewerbern sowie der Umgang damit sollten durch den heutigen Abend zu einem positiveren gewendet worden sein“, resümierte der Geschäftsführer der Ortrander Eisenhütte.

 

Fazit des Abends

Längst verändert sich Deutschland, Brandenburg und auch unsere Region. Jenes kann man gestalten oder in Ablehnung erstarren. Die IHK Cottbus hat sich mit der Veranstaltung für einen konstruktiven Weg entschieden und gemeinsam mit Unternehmern Hürden aber vor allem auch Chancen der Zuwanderung diskutiert.

 

PM: Industrie- und Handelskammer Cottbus
Geschäftsstelle Senftenberg

 

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