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Kirche St. Barbara

 

Friedrich Press und die Kirche Ortrand

(nach einem Artikel von Renate Hansch)


Im Zentrum unseres Städtchens liegt die Kirche St.Barbara, in den Jahren 1563-1565 als spätgotische dreischiffige Hallenkirche an der Stelle der Barbarakapelle erbaut.

Nach starken Beschädigungen durch einen Stadtbrand wurde sie 1728 - 1732 repariert und umgebaut. George Baehr, der Erbauer der Frauenkirche errichtete über dem Alterraum einen großen Dachreiter mit Haube und Laterne, bekrönt durch Turmknopf, Wetterfahne und Stern.

Die bemerkenswerteste Veränderung im 20.Jahrhundert erfolgte in den Jahren 1983-1988. Pfarrer Michael Fuhrmann konnte den in Dresden lebenden Künstler Friedrich Press (1904 - 1990) für die künstlerische Gestaltung des gesamten Innenraumes gewinnen.

Seit der Wiedereinweihung im August 1988 ist die Kirche immer wieder Anziehungspunkt für Kunstinteressierte und Verehrer des Bildhauers. Wer ist Friedrich Press und was macht seine Kunst so außergewöhnlich?

Sein vorletztes Werk, die 43. Kirchenraumgestaltung, ist die Gestaltung der Kirche St.Barbara in Ortrand. Es sollte "sowohl im Ausdrucksreichtum als auch in der bildhauerischen Kraft als einer der krönenden Höhepunkte eines langen Künstlerlebens" betrachtet werden. Press verstarb am 5.2.1990 in Dresden und fand seine letzte Ruhestätte in Loschwitz.

"Durch das Leiden zur Auferstehung" - unter diesem Motto gestaltete er unsere Kirche. Wenn in der Mittagsstunde die Sonne durch die hohen Fenster in den Altarraum scheint, ist es wohl am eindrucksvollsten, was sich dem Betrachter bietet.

In einem großen Kreis an den Seiten des Altarraums und neben dem acht Meter hohen gespaltenen Kreuz stehen sie - elf Apostel und Maria - und schauen empor, sie erleben die Auferstehung Christi.

Damit bietet sich das Bild der ersten urchristlichen Gemeinde, in die die Gläubigen aufgenommen werden, wenn sie vor dem Kreuz das Abendmahl erhalten.

Der Altar zeigt ein zusammengebrochenes Lamm. Kaum ein anderes Taufbecken wird so anrühren wie dieses, das mitten im Altarraum in den Holzfußboden eingelassen ist. An ein Grab könnte es erinnern, aber es könnte auch eine Quelle sein, ein Brunnen.

In diesem etwa zwei Meter langen Rechteck glänzen viele verschiedene bunte Steine im fließenden Wasser. Es ist wohl eine schöne Tradition geworden, dass Gemeindemitglieder und Besucher Steine aus aller Herren Länder mitbringen und in das Taufbecken legen. Bei der Taufe eines Kindes darf man niederknien, in Demut, wie es Frau Fuhrmann bei der Führung zur Einweihung lächelnd sagte.

Vielleicht löst das gespaltene Kreuz Betroffenheit aus, vielleicht auch Zuversicht, der eine wird sich befreit fühlen, einen anderen wird die Darstellung fröhlich stimmen. Eines ist sicher, man wird durch den Besuch zum Denken angeregt, vielleicht auch zum Lesen dieser wunderbaren Geschichte von der Auferstehung.